Geschichte und Kultur

Woher kommt Lindy Hop?

Lindy Hop ist fast ein Jahrhundert alt! Der Tanz entstand in den 1920er und 1930er Jahren und – ebenso wie die Jazzmusik, durch die er inspiriert ist – sind seine Wurzeln fest verankert in der Schwarz-amerikanischen Kultur.

Wichtig zu wissen ist, dass Lindy Hop und Jazzmusik aus einer Kultur der Unterdrückung und des Rassismus stammen. Wenn wir heutzutage über die 1920er und 1930er Jahre reden, denken wir möglicherweise an Filme wie Der Große Gatsby und an die Weltwirtschaftskrise. Doch die Jazzkultur ist insbesondere geprägt durch den Rassismus und die Rassentrennung, denen Schwarze Amerikaner*innen ausgesetzt waren. Swingmusik und Lindy Hop waren ein Mittel der Auflehnung gegen die Unterdrückung und das Leid, das daraus folgte – ein lebensbejahender Widerstand und ein Ausdruck der Freiheit.

Schau dir dieses Video an, um mehr darüber zu erfahren, wie Lindy Hop und seine Vorgängertänze in der Jazz-Ära entstanden:

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Hellzapoppin’ (1941)

Der Tanz: Das ist wahrscheinlich das berühmteste Lindy Hop-Video aller Zeiten. Und zurecht! Die Tänzer*innen der Performancegruppe Whitey’s Lindy Hoppers – choreografiert von Franke Manning – sind mit ihrem energetischen und explosiven Stil einfach großartig! Diese Version des Videos wurde nachträglich koloriert und von unserem Freund Andy Lewis neu synchronisiert.

Historische Anmerkung: Trotz der beeindruckenden und inspirierenden Tanzperformance ist dieses Video ein mahnendes Bild des Rassismus. Die Tänzer*innen sind alle als Bedienstete gekleidet, anstatt schöne Kostüme zu für die Performance zu tragen. Der Grund dafür ist, dass es den weißen Zuschauer*innen angenehmer gemacht werden sollte, schwarze Menschen im Film zu sehen. Zusätzlich wurde der Film – wie viele andere auch – so gedreht, dass die gesamte Szene, in der schwarze Menschen auftreten, rausgeschnitten werden kann, um den Film auch im Süden der USA zeigen zu können.

Al Minns und Leon James tanzen Charleston (1961)

Al und Leon gehörten zu den bekanntesten Persönlichkeiten des Lindy Hop der ursprünglichen Ära. Wie die meisten Tänzer*innen ihrer Zeit, waren sie im Solo- und im Paartanz gleichermaßen versiert. In diesem Video tanzen sie den Charleston überwiegend solo, zeigen gegen Ende aber auch noch ein wenig Paartanz und einige komische Elemente, die sie anscheinend sehr gerne in ihren Tanz eingebaut haben.

Dieses Video wurde gefilmt, als die Swing-Ära schon lange vorbei war, aber es zeigt sehr schön, welche Moves Al und Leon gerne getanzt haben. Sie haben mit dem Lindy Hop nie aufgehört – sie haben weitergemacht, den Tanz verbreitet und sind sogar getourt und in den 1960er Jahren in Talkshows aufgetreten, wie etwa in diesem Video.

Dean und Jewel in Buck Privates (1941)

Von den 1930er Jahren bis in die 1940er wurden Swingmusik und Lindy Hop immer populärer. Aus den Afroamerikanischen Communities verbreiteten sie sich weiter, wurden von Weißen und anderen Communities im ganzen Land und schließlich auch auf der ganzen Welt übernommen. Das Interesse an dem Tanz und der Musik war so groß, dass sie in vielen Hollywood-Filmen dieser Zeit in Erscheinung traten. Hier siehst du eines der berühmtesten Hollywood-Tanzpaare: Dean Collins (er lernte Lindy Hop in New York, bevor er nach Los Angeles zog) und seine Partnerin Jewel McGowan. Vielen Dank an Black Pepper Swing für diese kolorierte Version.

Dean und Jewel, als weißes Tanzpaar, hatten deutlich mehr Möglichkeiten im Showgeschäft als Schwarze Tänzer*innen, wie etwa die Whitey’s Lindy Hoppers aus dem Video oben. Die Bevorzugung weißer Tänzer*innen im Film lässt es manchmal so scheinen, als sei der Tanz unter weißen Menschen weiter verbreitet gewesen, aber in Wahrheit ist das nur ein Ergebnis der Möglichkeiten, die ihnen gegeben und Schwarzen Tänzer*innen verweigert wurden. Der Zugang für Schwarze Menschen zu einer öffentlichen Bühne wurde häufig aktiv durch Hollywood und andere Branchen verhindert.

Was passierte mit dem Lindy Hop nach der Swing-Ära?

In den späten 1940er Jahren war die Big Band-Ära langsam vorbei. Der große weltweite Trubel um das Swingtanzen klang zwar ab, starb aber nie aus. Der Tanz entwickelte sich gemeinsam mit der populären Musik in neue Richtungen und führte zu neuen Tanzstilen, während Tänzer*innen wie etwa Mama Lou Parks zu wichtigen Figuren der Swingkultur wurden und sie am Leben hielten. Es gibt den Mythos, dass Swing in dieser Zeit “starb” und dass unsere moderne Lindy Hop-Szene eine “Wiederbelebung” ist. Schau dir dazu Katies Videos an, die dem Mythos auf den Grund geht!

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(Zusätzliche Lektüre: Hier ist der der Blogeintrag von Swungover, den Katie im Video erwähnt.)